Die OP steht an, und was heisst das für mich? Genau – wieder ins Spital, wieder eine Vorbesprechung.
Ich lande beim Chefarzt der Gynäkologie. Er erklärt mir die OP. Eine Totalamputation einer Brust ist keine grosse Sache, hätte ich gleichzeitigen Brustaufbau, wäre dies viel komplizierter. Es gibt eine Totalnarkose und nach ca. 30 Minuten wird alles vorbei sein. Zum füllen meines Weihnachtstruthahnes brauchte ich länger. Soll ich mir Sorgen machen?
Ein gleichzeitiger Brustaufbau kommt bei mir nicht in Frage, die Bestrahlung kann bei einem Implantat nicht optimal garantiert werden.
Mein Profischlitzer ist – wie mir scheint – ein erfahrener Chirurg, ist ja auch nicht mehr der Jüngste. So wie er über die OP spricht scheint dies eine 08/15 Angelegenheit zu sein, jede Blindarmoperation sei komplizierter. Vom rein technischen her verstehe ich es eigentlich auch. Es sind keine Innereien betroffen, alles funktioniert, essen, trinken, die Verdauung – also ist es eine Kopfsache.
Rund einen Monat vor der OP hatte ich zu kämpfen. Die ausgefallenen Haare wachsen wieder nach – eine abgenommene Brust ist definitiv nicht mehr wegzudenken, wächst nicht mehr nach.Manchmal wache ich weinend in der Nacht auf. Wie immer, wenn ich denke, es nicht mehr zu schaffen frage ich Onki. Ich erkläre ihm mein Elend, und ob er mir einen zündenden Gedanken einpflanzen kann, damit ich mit dieser Situation umzugehen lernen kann. Er meint, ich sei immer noch die gleiche Person, eine Brust oder zwei hin oder her.
Und tatsächlich, irgendwann sehe ich die Brustamputation als einen weiteren unausweichlichen Schritt in meiner Behandlungskette und akzeptiere auch dies.
Ein Gespräch mit der „Brust-care-nurse“, ich nenne sie meine Busentante, steht auch an. Ich muss sagen, man wird nicht alleine gelassen in einer solchen Situation. Bereits einen Tag nach der OP wird sie mir im Spital einen Besuch abstatten – und mich mit einer Erstprothese versorgen. Nach abgeschlossener Wundheilung wird diese durch eine Silikonprothese ersetzt werden. Auch ein Herzkissen gibt sie mir mit – von Schülern einer nahegelegenen Schule genäht und mit persönlichen Genesungswünschen versehen. Auf eine eigenartige Weise berührt mich diese Geste sehr.
Auch zum Anähstesiesten muss ich. Es wird eine Vollnarkose geben, ich werde meinen Porth in der Onkologie anstechen lassen, damit mir die Infusion nicht über die Nadel gelegt werden muss. Es ist eine kleine Diskussion mit dem Anähstesiesten, sie scheinen mit dem Port nicht sehr vertraut zu sein, wie auch immer, sollen sie es üben. Habe keine Lust auf Nadeln in den Venen – für was habe ich meinen Port. Die üblichen Nebenwirkungen werden mir noch mitgeteilt – immer her damit, und unterschrieben. Angeblich soll es Leute geben, die Probleme haben mit Narkosen, Angst nicht mehr aufzuwachen, z. B. Das sehe ich in diesem Fall nicht mehr als mein Problem an…., im Gegenteil, einfacher wäre es wohl nicht mehr zu haben.
Bei der Verabschiedung frage ich meinen Profischlitzer was ich von ihm erhalte – immerhin erhält er meine Brust, und man fasst es kaum – er gibt mir die Hand und meint „einen warmen Händedruck“. Geizig, kann man da nur sagen.