Mein Onki schaut mir in den Ausschnitt? Nicht wirklich. Er meint, die roten Flecken seien wieder weniger. Nein, sind sie nicht. Mein Ausschnitt ist nicht immer gleich tief. (Keine schmutzigen Gedanken, bitte!). Ich zeige mich etwas offenherziger. So sieht er auch, dass die Rötungen irgendwie buckliger werden. Die Salbe von der Bestrahlung tut mir immer noch gute Dienste – Onki verspricht, mir diese wieder zu besorgen – ist vom Spital hausgemacht. Das ist mein Onki – das Angebot kommt von ihm aus, da muss ich erst gar nicht danach fragen. Falls die Haut meiner nicht vorhandene Brust offen wird, wird es schwierig werden, diese wieder zur Heilung zu überreden. Mein Krustentierchen ist hartnäckig. Ich aber auch!
Wir wissen es noch? Ich würde mich für I Phasen Tests zur Verfügung stellen. Frage mal wieder nach bei Onki, wie er das so sieht? Er ist nicht so entzückt, scheint mir. Vermutlich aber auch, da er weiss, wieviel Umtriebe das Ganze gibt. Die reguläre Behandlung (drei-wöchentliche-Therapie) muss weiter laufen, die Kosten müssen abgeklärt werden usw. usf. Und wohin möchte er mich schicken? Wohin? Ins Vorarlberg. Hallo, lasse ihn wissen, San Francisco oder Sydney, doch nicht Vorarlberg. Ist ja witzlos. Und, das wurde mir auch noch nicht oft gesagt, ich bin noch zuwenig krank hierfür. Weil es schon III Phasen Tests sind. Also – warten. Eigentlich warte ich nur mehr, seit mein Krustentierchen eingezogen ist.
Die nächste Röhre (das PetCT) wird nächsten Monat kommen, sprich, der Termin rutscht ein wenig nach hinten. Vor lauter Freude tue ich etwas, dass ich hier lieber nicht erwähne, halt ein Ausdruck meiner Freude, dass mir das Ganze noch für ein paar Wochen erspart bleibt. Auf jeden Fall war es superpeinlich – für mich.
Wir unterhalten uns über die übliche Komplementärmedizin. Neben dem momentan allseits bekannten Methadon ist es auch das Cannabisöl. welches gerade einen Hype erlebt. Onki meint hierzu, für Chemonebenwirkungen könnte es nützen, zur Bekämpfung von den bösartigen Zellen eher nein.
Viele, viele alternativen Sachen gibt es, keine Frage. Zur Zeit lese ich gerade ein Buch, welches mich zum überlegen bringt. Warum glauben so viele Menschen nicht mehr an die Schulmedizin und laufen zum Chinesen, zur Akupunktur, zum Physiotherapeuten? Ein grosser Unterschied besteht zwischen den Genannten und der Schulmedizin – meist hat der Therapeut mehr Zeit für ein Gespräch als der gewöhnliche Hausarzt. Ist das vielleicht mit ein Grund, warum ich bis jetzt so gut ohne zusätzliche Betreuung ausgekommen bin? Weil mir mein Onki zuhört, nicht nur die Krankheit, auch den Menschen sieht?
Hier noch eine kleine Anekdote, welcher der Autor des betreffenden Buches, auch Arzt, angeblich selbst erlebt hat: Mutter kommt aufgeregt zum Arzt, ihr Kind hätte im Bad eine ganze Packung Globulis gefunden und geschluckt. Was soll sie tun? Der Arzt ganz cool „Heute nichts Süsses mehr…..“.