Einmal mehr wird aufgefüllt mit Gift.
Onki und ich klären Sachen, die mir in letzter Zeit unklar geworden sind. Warum zum Beispiel kein PetCt mehr? Nun, wir wissen es wächst, das ist ein Fakt. Solange es mir gut geht, bleibt die Behandlung wie sie momentan ist. Sollte ich aber eine neuerliche Röhre wünschen, wird dies organisiert. Ich denke mal, die Tumormarker werden das nächste Mal getestet. Ist ein Bluttest, und nicht ganz so aufwendig.
Ich stelle Onki ein wenig in die Ecke, beschuldige ihn, mir nicht alles zu sagen. Er verneint, oder das er ganz sicher nicht bewusst schweigt. Versuche es von der anderen Seite her. Ob er grösstenteils als Herr Doktor angesprochen wird? Geht so, findet Onki. Ob er sich ein wenig über alles erhaben fühlt? Nein, wie ich darauf komme? Ja, ich müsse verstehen lernen, wie er denkt, damit ich bei der ganzen Geschichte mitkomme. Und ich vermute, wenn er mir etwas verschweigt, dann in erster Linie um mich zu schonen. Als ihm so langsam klar wird, was mir Sorgen bereitet, kommen wir endlich auf eine Linie, und das tut mir gut, sehr gut sogar.
Sein Telefon klingelt, wohl weil wir wieder ein Mal zu lange im Gespräch sind. Egal, wenn es mit Onki nicht klappt, wäre es für mich übel. Und mir scheint auch, er lässt sich nicht hetzen in Sachen Gesprächsführung.
Des weiteren sei es bemerkenswert, dass meine Knochen noch immer so gut sind, und die Leber immer noch mitspielt. Nun macht sich vielleicht bezahlt, dass die Leber nur ganz selten auch mit Alkohol zu tun hat, bin der Meinung, die Globulis reichen schon.
Mein Hand-Fusss-Syndrom nervt langsam und so frage ich Onki, ob er nicht ein Wundermittelchen dagegen hätte? Er meint, er könnte mir schon Selen und Vitamin B geben, (war es B?), aber er glaube nicht mal selber an den Nutzen in diesem Fall. Es sind freie Radikale, welche meiner Haut an der Fussohle zu schaffen machen. Das klingt doch schon sehr wissend, freie Radikale, finde ich. Nur habe ich keine Ahnung was das überhaupt ist. Onki redet deutsch mit mir und meint, dass muss ich wohl mit Geduld hinter mich bringen. Und Onki weiss auch, dass er mich nicht mit irgendwelchen Medis eindecken muss, nur um mich zu beruhigen. Manchmal habe ich bei ihm den Eindruck, wenn er nicht gerade die massiv chemische Keule in Sachen Krustentierchen schwingen muss, geht er davon aus, dass ein Körper sich mit Selbstheilungskräften wieder auf Vorderman bringen kann. In diesem Sinn ist er gar nicht der typische Schulmediziner. Werde zu diesem Thema mal gezielt nachfragen. Meist liege ich nicht ganz so falsch mit meinen Einschätzungen. Auf jeden Fall macht es ihn sehr sympathisch, wenn er nicht immer mit den kleinen, chemischen Dingern um sich wirft.
Mein Krustentierchen ist nur eine normale Krankheit, in meinem Fall vermutlich nicht gerade lebensverlängernd, aber immer noch, es ist nur eine Krankheit.
Kann ich mir das selber auf Dauer einreden? Ich muss, irgendwie muss ich, sonst frisst mich die Angst auf. Und Grund zum Angst haben ist noch nicht vorhanden. Es tut nichts weh. Also bin ich mal lieber dankbar dafür.