Mein Husten ist übel und auch lästig, vor allem wenn ich arbeite nervt es nicht nur mich, wenn ich mich durch acht Stunden durchhuste.
Onki tippt auf Reflux, welcher anscheinend nicht immer weh tut, tun muss und verpasst mir Protonenpumpenhemmer, auch als Magenschoner bekannt. Den ersten Abend war ich begeistert, und nun huste ich wie immer, nehme aber brav die Dinger. Immerhin huste ich nicht mehr bis zum erbrechen, was ein anderes Problem auf’s Tapet bringt – mein Gewichtsverlust. Wenn ich so weiter mache läuft es unter Kachexie, rapide Gewichtsabnahme bei schwerer Krankheit. (Knapp 20% bis jetzt).Das wäre das Übelste, weil man dagegen nicht wirklich viel machen kann. Es erklärt aber auch meine extreme Müdigkeit. Vielleicht krabbeln auch schon Tierchen beim Verdauungstrakt rum, die dass verstoffwechseln unterbinden. Oder es ist eine Folge meines reduzierten Appetits, und dass das Husten manchmal in einer gepflegten Körblerei endet? Ein Kotzschüsselchen ist fester Bestandteil meiner Schlafzimmereinrichtung geworden.
Ich will Onki meine neuen Knoten am Hals zeigen, bzw. spüren lassen, und bitte um sein Pfötchen. (Er murmelt, „Ich bin doch kein Hund“, Männer sind manchmal doch rechte Mimosen, finde ich). Er spürt sie auch, meint aber allen Ernstes, die wären schon länger hier gewesen, und nun merke ich diese, weil ich eben abgenommen habe, abnehme, und wie ich schon mal geschrieben habe, die Tumormarker gehen zurück.
Er setzt sein ernstestes Gesicht auf und meint, es wäre mal wieder Zeit für eine Röhre. „Ich war doch gerade eben“ wende ich lahm ein. Natürlich weiss ich auch, dass dies schon länger her ist, genauer gesagt im Januar. Normalerweise geschieht das PetCt im halb-Jahres-Takt. Ich habe auch schon daran gedacht, es wäre mal wieder Zeit, aber was wird es mir bringen? Zu wissen, was wieder schlechter geworden ist? Es zu vermuten, ist das eine, es schwarz auf weiss zu lesen das andere, und wenn es Onki bestätigt stehe ich regelmässig vor der persönlichen Kernschmelze. Und ich scheine eine Memme zu sein, ich gewöhne mich nicht daran an die immer mehr schlechten Nachrichten.
Überraschenderweise sagt er mir, die Knoten stören ihn nicht so sehr, mein Gewicht schon viel mehr. Da ist was, was gar nicht gut ist, und dabei sollte man „suchen bis gefunden“. Niemand im Geschäft, eigentlich gar niemand, macht mir, wie es doch eigentlich üblich ist, Komplimente für meine Gewichtsabnahme. Alles Feiglinge! (Und es zeigt mir, jeder hat mein Krustentierchen im Hinterkopf, habe ich ganze Arbeit geleistet.)
Also trabe ich einen Tag nach der Chemo zum PetCt. Und es macht mich platt, fix und foxi. Während ich früher so eine Röhre quasi zwischen Kaffee und Kuchen im Vorbeiweg mitnahm, schaffe ich jetzt fast nicht den Weg zum Auto im Parkhaus. Meine Arbeitskollegen sind richtige Goldschätze, und ich darf zu Hause bleiben. Und ich liege und schlafe, schlafe und liege den ganzen Tag, und auch die Nacht.
Und nun warten, wieder mal warten, was die Röhre sagt.